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Buddenbrooks

Nach dem Roman von Thomas Mann.

Von John von Düffel

Konsul Sie erlauben, dass ich mir einen genaueren Einblick in die Lage der Dinge verschaffe. Er nimmt sich das Hauptbuch vor.
Grünlich Einen Augenblick! Lassen Sie mich noch eine Bemerkung vorausschicken! Glauben Sie mir: Sie werden Einblick gewinnen in die Lage eines Unglücklichen, nicht eines Schuldigen! Sehen Sie in mir einen Mann, Vater, der sich unermüdlich gegen das Schicksal gewehrt hat, der aber von ihm zu Boden geschlagen ist! In diesem Sinne ...
Konsul Ich werde sehen, mein Freund, ich werde sehen! "Lange, furchtbare Minuten des Schweigens." Der Konsul blättert im Hauptbuch, verfolgt die Kolonnen von Zahlen und schreibt mit dem Bleistift kleine, unleserliche Ziffern auf. Endlich …
Konsul Sie armer Mann.

«Buddenbrooks» zeichnet «die Seelengeschichte des deutschen Bürgertums» (Thomas Mann) nach. Geschildert wird darin der unaufhaltsame Verfall einer grossbürgerlichen Kaufmannsfamilie. Das florierende Unternehmen der Buddenbrooks garantiert der wohlhabenden Kaufmannsfamilie seit Generationen hohes Ansehen in ihrer Stadt. Doch der Preis dafür ist hoch: Mehr als das Glück seiner Kinder liegt Konsul Johann Buddenbrook das Wachstum seiner Firma am Herzen. In seinem Selbstverständnis gelten für alle Familienangehörigen nur kaufmännische Tugenden wie Disziplin, Fleiss und Sparsamkeit. Persönliche Neigungen und Lebenswünsche müssen sich ökonomischen Notwendigkeiten fügen. So wird Tochter Tony an den ungeliebten Geschäftsmann Grünlich verheiratet, dessen finanzieller Bankrott der Firma Buddenbrook wenig später schweren Schaden zufügt. Als geschiedene Frau kehrt Tony in den Schoss der Familie zurück. Der hypochondrisch-kränkelnde jüngere Sohn Christian bringt inzwischen sein Vermögen im Ausland durch. Nach dem Tod seines Vaters tritt er auf Wunsch seiner Mutter in das Familienunternehmen ein, doch er vermag es nicht, sich den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und familiären Strukturen unterzuordnen. Einzig Thomas, der älteste Sohn, stellt sein ganzes Leben in den Dienst der Firma. Er heiratet die vermögende Kaufmannstochter Gerda Arnoldsen und mit Sohn Hanno wird der lang ersehnte Stammhalter geboren. Doch wie sein eigener Vater opfert Thomas den Belangen der Firma das Glück seines Kindes …  

Anhand der Lebenslinien der drei Geschwister in der dritten Generation stellt John von Düffel in seiner hoch gelobten Theaterfassung die persönlichen Konflikte heraus, die sich aus dem Widerspruch von familiärer Pflichterfüllung und dem Wunsch nach Individualität ergeben. Durch den schnellen Fluss von kurzen, prägnanten Spielszenen bereitet John von Düffel diesen umfangreichen epischen Stoff gekonnt für die Bühne auf. Für seinen 1901 erschienenen Jahrhundert-Roman wurde Thomas Mann 1929 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet, nicht zuletzt seitdem gehört «Buddenbrooks» zu den bekanntesten Romanen der Weltliteratur.

Thomas Mann, geboren 1875 in Lübeck zählt zu den bedeutendsten Romanciers des 20. Jahrhunderts. Er schrieb Erzählungen und Romane, die das Ende des bürgerlichen Zeitalters spiegeln. Zu seinen wichtigsten Werken zählen: «Tod in Venedig» (1911), «Der Zauberberg» (1924), «Joseph und seine Brüder» (1933-1943), «Doktor Faustus» (1947), «Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull» (1954). Thomas Mann verbrachte seine letzten Lebensjahre in der Schweiz; er wohnte ab 1952 in Erlenbach und Kilchberg – wo er nach seinem Tod 1955 in Zürich – begraben wurde.

John von Düffel, geboren 1966 in Göttingen, promovierte 23-jährig über Erkenntnistheorie und war danach als Theater- und Filmkritiker, als Schauspieldramaturg und Übersetzer tätig. 1998 schrieb er seinen Debütroman «Vom Wasser» und wurde dafür u.a. mit dem «aspekte»-Literaturpreis ausgezeichnet. John von Düffel arbeitet als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste.

Kay Neumann, 1964 in Hamburg geboren, kam durch Regieassistenzen am Hamburger Theater im Zimmer und am Bremer Theater, unter anderen bei Hans-Günter-Heyme, Barbara Bilabel und Herbert König, zum Theater. Er ist als freier Regisseur tätig und hat an zahlreichen Häusern inszeniert, darunter am Bremer Theater, am Staatstheater Braunschweig, am Staatstheater Karlsruhe, am Renaissance Theater Berlin, am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, am Staatstheater Saarbrücken und am Staatstheater in Nürnberg. 

Mit:

Nicolas Batthyany (Thomas Buddenbrook) Katharina von Bock (Konsulin Buddenbrook) Vera Bommer (Lina/Gerda Buddenbrook), Gerrit Frers (Christian Buddenbrook), Stefan Lahr (Konsul Buddenbrook/Hanno), Max Merker (Morten/Kesselmayer/Leutnant), Andreas Storm (Grünlich/Permaneder), Miriam Wagner (Toni Buddenbrook)

Regie

Kay Neumann

Bühne und Kostüme

Monika Frenz

Premiere

15.01.2015

Spieldauer

ca. 2 Stunden 40 Minuten. Eine Pause

Trailer zum Stück

Pressezitate

«Die ... klare Regie von Kay Neumann verzichtet auf unnötiges Beiwerk und konzentriert sich ganz auf von Düffels sorgfältig ausgearbeitete Tragödie, die trotz der Handlungsdichte geradezu luftig wirkt. Den Raum überlässt Neumann seinen acht Darstellern. Und was die daraus machen, ist bis zum Schluss begeisterungswürdig.» Tages-Anzeiger

«Formidables Ensemble.» Neue Zürcher Zeitung

«Besetzung wie Zusammenstellung der Schauspielenden ist gleichsam trefflich wie köstlich.» P.S.