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Der Kontrabass

von Patrick Süskind

Der Mann: Zwölf Kontrabässe, wenn die wollen – theoretisch jetzt –, die können Sie mit einem ganzen Orchester nicht im Schach halten. Schon rein physikalisch nicht. Da können die andern einpacken. Aber ohne uns geht erst recht nichts. Können Sie jeden fragen. Jeder Musiker wird Ihnen gern bestätigen, dass ein Orchester jederzeit auf den Dirigenten verzichten kann, aber nicht auf den Kontrabass.

Es ist Nachmittag. Wir sehen einen Mann, allein in seiner schallisolierten Wohnung mit einer Kiste Bier und einem Kontrabass. Der namenlose Mann ist Kontrabassist im Orchester der Staatsoper und auf Lebenszeit verbeamtet: er fühlt sich verdammt auf ewig mit diesem grössten und nota bene unpraktischsten aller Streichinstrumente zu leben und zu arbeiten. Während er sich auf die abendliche Vorstellung (Richard Wagners «Rheingold») beständig Bier trinkend und musizierend vorbereitet, gerät er in den Strom einer furiosen Hass-Liebeserklärung an sein verkanntes, schwieriges und doch unverzichtbares Instrument. Dabei entpuppt sich die Suada des biederen Orchesterbeamten als unterhaltsam sarkastisches Lamento über die völlig unterschätzte Bedeutung des Instruments als der Blues eines Mannes, der im Leben zu kurz gekommen ist. Sein Schrei nach Anerkennung kulminiert schliesslich in einer Vision der Eroberung der schönen Sopranistin Sarah aus dem Orchestergraben heraus. Für die abendliche Vorstellung nimmt er sich allerhand vor, um Sarah endlich für sich zu gewinnen …

Stefan Lahr spielt diesen komischen, mitunter melancholischen, immer mitreissenden Monolog des weltberühmten Autors Patrick Süskind («Das Parfüm»); es ist dessen einziger Theatertext.

«Das Stück Kontrabass schrieb ich im Sommer 1980. Es geht darin um das Dasein eines Mannes in seinem kleinen Zimmer. Ich konnte bei der Abfassung insofern auf eigene Erfahrung zurückgreifen, als auch ich den grössten Teil meines Lebens in immer kleiner werdenden Zimmern verbringe, die zu verlassen mir immer schwerer fällt. Ich hoffe aber, eines Tages ein Zimmer zu finden, das so klein ist und mich so eng umschliesst, dass es sich beim Verlassen von selbst mitnimmt. In einem so gearteten Zimmer will ich dann versuchen, ein Zwei-Personen-Stück zu schreiben, das in mehreren Zimmern spielt.» Patrick Süskind 

Patrick Süskind wurde 1949 in Ambach am Starnberger See geboren. Er studierte in München und in Aix-en-Provence mittlere und neuere Geschichte und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit dem Schreiben von Drehbüchern (zusammen mit dem Regisseur Helmut Dietl u.a. «Monaco Franze», «Kir Royal», später auch den Kinoerfolg «Rossini»). 1984 erschien sein Monolog «Der Kontrabass», 1985 sein Roman «Das Parfum», der ihn mit einem Schlag berühmt machte. Der in zahlreiche Sprachen übersetzte Weltbestseller wurde 2006 von Tom Tykwer verfilmt. Weitere Veröffentlichungen: «Die Taube» (1987) -sowie «Die Geschichte von Herrn Sommer» (1991).

Elina Finkel, geboren in Odessa/Ukraine. Emigration aus der Ukraine 1978. Aufenthalte in Israel, Italien und Österreich. Ab 1983 in Deutschland. Schulabschluss 1989 in Bremen. Zwischen 1990 und 1994 Mitbegründerin und Mitglied im Jungen Theater Bremen. Arbeit als Schauspielerin und Regieassistentin. 1995 bis 1998 Schauspielstudium in Hamburg, Diplom. 2000 bis 2003 Regieassistentin am Bremer Theater. Seit 2003 freie Regisseurin und Übersetzerin russischer Dramatik. Inszenierungen u.a. am Bremer Theater, Theater Aachen, Schauspielhaus Salzburg, Schauspiel Essen, Theater Heilbronn, Theater Ulm, Landestheater Tübingen, Stadttheater Bremerhaven, Kunstuniversität Graz.

Mit:

Stefan Lahr

Regie

Elina Finkel

Bühne und Kostüme

Denise Heschl

Premiere

24.10.2013

Spieldauer

ca. 75 Minuten. Keine Pause.

Pressezitate

«Dem Theater Kanton Zürich gelingt in der Regie von Elina Finkel eine überzeugende Inszenierung, … mit einem überzeugenden Stefan Lahr.» Tages-Anzeiger

«Grosser Applaus dann für den Schauspieler Stefan Lahr, der hier ganz  Solist sein kann und seine Regisseurin Elina Finkel.» Der Landbote

«Die Tragikomik strapaziert die Lachmuskeln des Publikums.» Tages-Anzeiger