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Ein Volksfeind

von Henrik Ibsen

Aus dem Norwegischen von Coletta Bürling und Werner Buhss

BÜRGERMEISTER Später einmal werde ich die Sache zur Sprache bringen, dann werden wir in aller Stille tun, was wir können, aber bis dahin darf nichts, nicht ein einziges Wort über diese fatale Angelegenheit an die Öffentlichkeit dringen. 

STOCKMANN Ja, mein lieber Peter, das wird sich nicht verhindern lassen. 

BÜRGERMEISTER Es muss und es wird sich verhindern lassen. 

STOCKMANN Ich sage doch, es geht nicht, es wissen schon zu viele davon! 

BÜRGERMEISTER Wissen davon? Wer? Doch nicht etwas diese Herrschaften vom «Volksboten» –? 

STOCKMANN Doch, doch, die auch. Die freie Presse wird schon dafür sorgen, dass ihr eure Pflicht tut. 

BÜRGERMEISTER Du bist so unbesonnen, Tomas. Hast du gar nicht bedacht, welche Konsequenzen das für dich haben kann? 

STOCKMANN Konsequenzen? Für mich? 

BÜRGERMEISTER Für dich und die deinen, ja. 

STOCKMANN Was soll das jetzt wieder heissen, verdammt noch mal? 

In einer für ihre Heilbäderkultur und Wasserqualität bekannten Gemeinde erkranken im Sommer vermehrt Kurgäste an Magenstörungen und Typhus. Eine Analyse des Heilwassers soll schnellstmöglich Klarheit über die Ursachen verschaffen. Die Resultate geben der Vermutung von Badearzt Dr. Tomas Stockmann recht: Das Heilwasser des Kurbades wird durch Fabrikabwässer verseucht. Die Kanalisation muss neu verlegt werden. Stockmann will seine Erkenntnis publik machen und stösst anfangs auf breite Zustimmung. Einflussreiche Bürger der Stadt und die Presse sichern ihm ihre Unterstützung zu. Als deutlich wird, dass der geforderte Umbau grosse Summen an Steuergeldern verschlingen und zudem die längerfristige Schliessung des Kurbades nach sich ziehen würde, kippt die Stimmung. Stockmanns Bruder Peter, Bürgermeister und Vorsitzender der Kurverwaltung, der Druckereibesitzer Aslaksen, die lokalen Redakteure, alle wenden sich von ihm ab. Als Dr. Stockmann auf einer Volksversammlung seine Stimme gegen die Vertuschung des Skandals und die korrupte Majorität erhebt, wird er kurzerhand zum Volksfeind erklärt. 

Henrik Ibsen verfasste das gesellschaftskritische Drama «Ein Volksfeind» 1882. Die damaligen ökonomischen und gesellschaftspolitischen Umwälzungen in Norwegen in Folge der Industrialisierung flies­sen massgeblich in die Entstehung des Stücks ein. Die Vielschichtigkeit des Plots verleiht dem Stück bis heute hohe Brisanz, welche weit über die tagespolitische Aktualität hinausweist. «Ein Volksfeind» ist eines der meistgespielten Stücke des norwegischen Autors und eine eindringliche Befragung von Demokratie, gesellschaftlichen Machtstrukturen und der Freiheit des Einzelnen gegenüber dem Kol­lektiv.

Henrik Ibsen, geboren 1828 in Skien/Norwegen. Seine Familie hat deutsche, dänische und schottische Vorfahren. Schon in seiner Kindheit beschäftigt sich der junge Ibsen mit Theater und Malerei. 1844 geht er auf Wunsch seines Vaters bei einem Apotheker in die Lehre. Als 17jähriger wird er nach einem Verhältnis mit einer Dienstmagd Vater und zu Unterhaltszahlungen verpflichtet. Während der Vorbereitung auf das Abitur entsteht sein erstes Drama «Catalina». 1864 Stipendium des norwegischen Parlaments; Ibsen arbeitet für vier Jahre in Rom. Ibsen vollendet in Süditalien «Peer Gynt» und pendelt in den Jahren 1867 und 1885 zwischen Rom, Sorrent, Dresden und München und erreicht den Höhepunkt seines Schaffens. Seine Stücke wie «Nora» (1879), «Gespenster» (1881), «Ein Volksfeind» (1882), «Die Wildente» (1884), «Hedda Gabler» (1890) sind auf Europas Bühnen präsent. 1891 kehrt er in seine Heimat Norwegen zurück. Am 23. Mai 1906 stirbt Henrik Ibsen in Oslo; er wird mit einem Staats­begräbnis geehrt.

Kay Neumann, 1964 in Hamburg geboren, kam durch Regieassistenzen am Hamburger Theater im Zimmer und am Bremer Theater, unter anderen bei Hans-Günter Heyme, Barbara Bilabel und Herbert König, zum Theater. Er ist als freier Regisseur tätig und hat an zahlreichen Häusern inszeniert, darunter am Bremer Theater, am Staatstheater Braunschweig, am Staatstheater Karlsruhe, am Renaissance Theater Berlin, am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, am Staatstheater Saarbrücken und am Staatstheater in Nürnberg. Am Theater Kanton Zürich hat er 2015 «Buddenbrooks» inszeniert.

Mit:

Nicolas Batthyany (Hovstad), Katharina von Bock (Katrine Stockmann), Julka Duda (Petra Stockmann), Hans-Caspar Gattiker (Aslaksen), Manuel Herwig (Billing), Stefan Lahr (Morten Kiil), Pit Arne Pietz (Bürgermeister Peter Stockmann), Andreas Storm (Tomas Stockmann)

Regie

Kay Neumann

Bühne und Kostüme

Monika Frenz

Video

Janne Wrigstedt

Premiere

14.03.2019

Spieldauer

ca. 2 1/2 Stunden. Pause nach dem 3. Akt

Trailer zum Stück

Pressezitate

«Es ist eine Paraderolle für Andreas Storm, und er steigert sich im Lauf des Abends in eine richtige Spielwut hinein.» Tages-Anzeiger

«In Sachen Aktualisierung liest Neumann ganz vieles aus diesem Ibsen heraus; der Katalog geht von `Wir sind das Volk!`bis zu `Fake News!`» Der Landbote

«Unter der Regie von Kay Neumann liefen die Schauspieler im Parktheater zur Hochform auf.» Solothurner Zeitung

«Das Ensemble zeigt stimmlich Stärke.» Der Landbote

«Grosser Applaus aus dem Publikum.» Tages-Anzeiger

«Hinreissend interpretiert Andreas Storm die Hauptrolle als Dr. Stockmann, mal zärtlich, mal leise, mal wütend und aggressiv.» Solothurner Zeitung