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Malaga

von Lukas Bärfuss

VERA Maria ist krank.
MICHAEL Nein.
VERA Sie wird dieses Wochenende nicht nach Rebekka schauen können.
MICHAEL Oh Gott, bitte nicht.
VERA Beruhige dich.
MICHAEL Das nicht, bitte nicht jetzt.

Vera und Michael stehen kurz vor der Scheidung. Keine guten Voraussetzungen für eine Diskussion darüber, wer am bevorstehenden Wochenende auf die gemeinsame siebenjährige Tochter Rebekka aufpassen soll. Denn die hauptamtliche Babysitterin ist krank. Und Michael, der sonst eigentlich an der Reihe wäre, muss nach Innsbruck verreisen: zu einem wichtigen internationalen Ohrenheilkunde-Kongress, auf dem er sein neues Patent, ein künstliches Innenohr, der Fachwelt präsentieren möchte. Er hat die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens und sein ganzes Vermögen in dieses Patent gesteckt – und der Kongress ist seine letzte Chance, die Sache noch zu Geld zu machen. Dass Vera ihrerseits bloss für ein reines «Kunstwochenende» nach Malaga fliegen möchte, und dann auch noch mit Paul, ihrem neuen Liebhaber, kommt Michael wie der pure Egoismus vor. Da beruhigt es ihn kaum, dass Vera ihm als Ersatz für die Babysitterin den jungen Alex vorschlägt, Sohn einer Bekannten und angehender Filmstudent in New York. Ganz im Gegenteil: ausser sich vor Ärger, verliert er sich in Begründungen dafür, dass Männer in Alex’ Alter für alle erdenkbaren Perversionen und Verbrechen prädestiniert sind, nur für eines nicht: die Betreuung eines Kindes. Vera aber bleibt hart, denn es geht ihr darum, Michael ein für allemal klar zu machen, dass sie frei und unabhängig von ihm ist – eine Tatsache, die Michael konsequent verdrängt, denn er sieht noch Hoffnung für ihre Ehe. Schliesslich einigen sie sich darauf, dass Michael Alex in einer Art Vorstellungsgespräch kennen lernen soll. Doch in diesem Gespräch ist es nicht Michael, der die Oberhand behält, sondern Alex, der erstaunlich abgebrüht auftritt. Am Ende muss Michael ihn auf Knien und unter hohen finanziellen Zugeständnissen anflehen, auf Rebekka aufzupassen. Alex willigt ein – und Vera und Michael verbringen ihr Wochenende wie geplant. Als die beiden zurückkehren, ist Rebekka nicht mehr da. Was ist geschehen?

Was als augenzwinkernd-leichte Gesellschaftsstudie über die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf zweier Selbstverwirklicher beginnt, nimmt mit dem Auftreten des unberechenbaren Babysitters Alex unversehens eine dramatische Wendung. Eine Mittelstands-Komödie, die an Yasmina Reza («Der Gott des Gemetzels») denken lässt. Lukas Bärfuss, der wichtigste Schweizer Autor der Gegenwart, erzählt in «Malaga» eine zeitlose Geschichte von Schuld, Verantwortung und Schicksal mit hohem Wiedererkennunspotenzial.

Lukas Bärfuss, 1971 in Thun geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Er schreibt Romane («Hundert Tage», 2008, «Koala», 2014) und Theaterstücke (u.a. «Die sexuellen Neurosen unserer Eltern», «Alices Reise in die Schweiz»), die weltweit gespielt werden. 2009–13 war er als Dramaturg und Autor am Schauspielhaus Zürich tätig; hier wurden seine Stücke «Malaga» (2010) und «Zwanzigtausend Seiten» (2012) uraufgeführt. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Berliner Literaturpreis (2013) und zuletzt dem Schweizer Buchpreis 2014. 2015 erschien der Essayband «Stil und Moral», im Frühjahr 2017 erscheint der Roman «Hagard». Seit 2015 ist Lukas Bärfuss Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Tilo Nest, 1960 in Bad Homburg geboren, studierte Schauspiel am »Mozarteum« in Salzburg. Seit 1986 war er u. a. am Schauspielhaus Bochum, am Theater Essen, Schauspiel Köln, Schauspielhaus Zürich und am Theater Basel engagiert. Es folgten Gastengagements, u. a. am Schauspielhaus Hamburg und am Berliner Ensemble. Von 2009 bis 2015 gehörte er zum festen Ensemble des Wiener Burgtheaters. Im Kino war Tilo Nest erstmals 1993 in Peter Sehrs »Kaspar Hauser« zu sehen. Seitdem arbeitet er immer wieder für Film und Fernsehen, spielte z. B. 2007.2008 in der RTL-Serie »Post Mortem« den »Hauptkommissar Brandt« sowie in verschiedenen Folgen des »Tatort«. Musikalisch ist Tilo Nest seit Jahren mit Hanno Friedrich und Alexander Paeffgen als »ABBA jetzt!« und mit eigenen Musikprogrammen unterwegs. Im Dezember 2003 erhielt er beim New Yorker IFCT-Festival den Best Actor Award. 2012 und 2013 führte er an den Wuppertaler Bühnen bei Alan Ayckbourns »Schöne Bescherungen« und Ibsens »Nora« erstmals Regie. Am Staatstheater Wiesbaden inszenierte er »Ein idealer Ehemann« von Oscar Wilde sowie die Junk-Opera »Shockheaded Peter«. Am Düsseldorfer Schauspielhaus führte er Regie bei »Die Goldberg-Variationen« von George Tabori.

Mit:

Nicolas Batthyany, Simone Stahlecker, Andreas Storm

Regie

Tilo Nest

Bühne und Kostüme

Monika Frenz

Musik

Live-Musik: Omri Ziegele

Premiere

21.02.2017

Spieldauer

Dauer: ca. 80 Minuten. Keine Pause

Koproduktion mit:

Trailer zum Stück

Pressezitate

«Heftig, aber grossartig.» P.S.

«Ausgezeichnete Darsteller» Der Landbote

«Überzeugend gibt er (Nicolas Batthyany) den schlaksigen 19-Jährigen im Kapuzenpulli, der sich «bloss nicht verbiegen» möchte.» NZZ

«Alle drei Schauspieler sind hervorragend im Changieren mit Trotz, Larmoyanz, Wutausbrüchen und Schutzbedürftigkeit.» P.S.

«Das Theater Kanton Zürich bringt die Offenheit des Stückes genau auf den Punkt.» Der Landbote