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Max Frisch: HOMO FABER

In einer Fassung von Ulrich Woelk.

Nach Motiven des gleichnamigen Romans

Faber:
Was ändert es, dass ich meine Ahnungslosigkeit beweise, mein Nichtswissenkönnen! Ich habe das Leben meines Kindes vernichtet und ich kann es nicht wiedergutmachen. Wozu noch ein Bericht? Ich war nicht verliebt in das Mädchen mit dem rötlichen Rossschwanz, sie war mir aufgefallen, nichts weiter, ich konnte nicht ahnen, dass sie meine eigene Tochter ist, ich wusste ja nicht einmal, dass ich Vater bin. Wieso Fügung? Ich war nicht verliebt, im Gegenteil, sie war mir fremder als je ein Mädchen, sobald wir ins Gespräch kamen, und es war ein unwahrscheinlicher Zufall, dass wir überhaupt ins Gespräch kamen, meine Tochter und ich. Es hätte ebensogut sein können, dass wir einfach aneinander vorbei gegangen wären. Wieso Fügung! Es hätte auch ganz anders kommen können.

Walter Faber ist ein Ingenieur, der im Auftrag der UNESCO arbeitet. Seine Weltsicht ist von grosser Nüchternheit und dem Glauben an den technischen Fortschritt geprägt. Er ist ein Macher und Rationalist. Umso irritierender sind für ihn die Ereignisse einer Reise, die ihn zunächst von New York nach Mittelamerika führt. Sein Flugzeug muss notlanden, dann findet er seinen Jugendfreund tot im Dschungel vor. Nach New York zurückgekehrt, trennt sich Faber von seiner Freundin Ivy und bricht zu einer Schiffsreise nach Europa auf. An Bord lernt er eine junge Frau kennen, in die er sich schon bald verliebt. Dass Sabeth rund 30 Jahre jünger ist als er, hält Faber nicht davon ab, sie in Paris wiederzutreffen und ihr seine Hilfe anzubieten. Ihr Ziel ist Athen. Bei der Autoreise durch Südeuropa kommen sich die beiden immer näher. Doch als Sabeth am Strand von einer giftigen Schlange gebissen wird, nimmt die Tragödie ihren Lauf.

Max Frischs Roman, 1957 erschienen, ist ein Klassiker der Moderne. Er beschreibt in der Figur des Walter Faber einen Menschentypus, dessen Weltsicht ausschliesslich technisch-rationalen Kriterien unterworfen ist. Frisch unterlegt seinem Roman Motive der griechischen Tragödie «König Ödipus». Wie Ödipus verstrickt auch Faber sich in eine fatale Liebesbeziehung – ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Aufklärung der tragischen Dimension seiner Beziehung und die damit einhergehende Selbsterkenntnis kommen zu spät. In der Figur des Faber verabschiedet Max Frisch die technisch-kalte Vernunft als letztgültige Instanz gesellschaftlich verantwortlichen Handelns. 

Der Berliner Autor und Physiker Ulrich Woelk dramatisiert für das Theater Kanton Zürich Max Frischs Welterfolg.

Max Frisch geboren 1911 in Zürich; gestorben 1991 ebenda, erreichte mit Theaterstücken wie «Biedermann und die Brandstifter» oder «Andorra» sowie mit seinen drei grossen Romanen «Stiller», «Homo faber» und «Mein Name sei Gantenbein» ein breites Publikum, fand Eingang in den Schulkanon und gilt als Autor von weltliterarischem Rang. Neben den Dramen und Romanen veröffentlichte er Hörspiele, Erzählungen und Prosawerke sowie mehrere literarische Tagebücher.

Ulrich Woelk, 1960 geboren, studierte Physik und promovierte 1991 an der TU Berlin, wo er bis 1994 als Astrophysiker tätig war. Für seinen Debüt-Roman «Freigang» erhielt er 1990 den «Aspekte»-Literatur-Preis. Seither erschienen Romane, Erzählungen, Theaterstücke. Zuletzt erschienen bei dtv seine Romane «Was Liebe ist» (2013) und «Pfingstopfer» (2015). Für das Theater Kanton Zürich schrieb er 2011 das Stück «In der Nähe der grossen Stadt».

Mit:

Nicolas Batthyany (der junge Walter Faber u.a.), Katharina von Bock (Hanna Landsberg), Stefan Lahr (Walter Faber), Anna Schinz (Sabeth u.a.), Andreas Storm (Herbert Hencke u.a.), Miriam Wagner (Ivy u.a.)

Regie

Rüdiger Burbach

Bühne und Kostüme

Beate Fassnacht

Video

Patrick Hunka

Musik

Joel Schoch

Premiere

21.01.2016

Spieldauer

ca. 2 Stunden 20 Minuten. Eine Pause.

Trailer zum Stück

Pressezitate

«Das Publikum war begeistert.» Nachtkritik

«Eine temporeiche Produktion, die nie atemlos wirkt.» NZZ

«Max Frischs Schulklassiker funktioniert auch auf der Bühne.» Der Landbote

«Anna Schinz und Stefan Lahr bilden ein ideales Team für die narrative Regie von Theaterleiter Rüdiger Burbach.» Tages-Anzeiger

«Ein überzeugendes Ensemble.» NZZ