×

Nora oder Ein Puppenhaus

von Henrik Ibsen

Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel

Frau Linde   Und dein Vater hat deinem Mann nicht erzählt, dass das Geld nicht von ihm war?
Nora   Nein, nie. Vater starb ja genau in der Zeit.
Frau Linde   Und deinem Mann hast du es nie erzählt?
Nora   Um Himmels willen, wo denkst du hin? Er ist bei so was dermassen streng! Ausserdem – Torvald mit seinem männlichen Selbstwertgefühl – wenn er wüsste, dass er mir etwas schuldet, das wäre ihm peinlich, eine Demütigung. Das würde unsere Ehe völlig durcheinander bringen, unser schönes, glückliches Heim wäre nicht mehr, was es ist. 

Es ist kurz vor Weihnachten, die Vorbereitungen auf das Fest im Haushalt der Familie Helmer – Vater, Mutter, drei Kinder - laufen auf Hochtouren. Das seit zehn Jahren verheiratete Paar hat es sich in seiner Ehe scheinbar behaglich eingerichtet, die Rollen sind klassisch verteilt, hält doch Torvald Helmer seine Frau Nora für ein unselbständiges und leichtsinniges Wesen, das auf die Hilfe und die Kontrolle durch ihn als Mann angewiesen ist. Aber Nora ist viel selbständiger, als er ahnt, denn es gibt Dinge, die er nicht weiss: Nora hat vor einigen Jahren mit Hilfe einer gefälschten Unterschrift von Rechtsanwalt Krogstad Geld geliehen, um dem damals schwerkranken Torvald eine Erholungsreise in den Süden zu ermöglichen. Inzwischen ist er zum Bankdirektor aufgestiegen und will seinen Angestellten Krogstad wegen nachgewiesener Urkundenfälschung entlassen. Dieser weiss allerdings, dass auch Nora damals eine Unterschrift fälschte und setzt sie unter Druck. Nora versucht daraufhin alles, um ihren Mann von der Kündigung Krogstads abzubringen. Doch vergeblich, Helmer bleibt bei seinem Entschluss.

Krogstad verrät nun dem Bankdirektor Noras sorgsam gehütetes Geheimnis. Helmer ist entsetzt: Zu ihrer grenzenlosen Enttäuschung muss Nora feststellen, dass er in ihr eine Verbrecherin sieht. Als Krogstad durch den Einfluss von Noras Jugendfreundin Christine Linde den Schuldschein zurückgeschickt hat, ist Helmer bereit, Nora zu vergeben. Diese aber erkennt, dass ihr Mann sie nur als ein Spielzeug betrachtet hat, und verlässt ihr «Puppenheim», um fortan ein eigenes Leben zu führen.

Mit Noras Türenknall und ihrem finalen Ausbruch aus dem «Puppenheim» hat das Stück Theatergeschichte geschrieben. Dass eine Mutter Mann und Kinder sitzen lässt, führte anlässlich der Uraufführung 1879 zu Protesten von konservativen Theatergängern und sorgte für zahlreiche Fort- und Umschreibungen, Verfilmungen und Parodien. Trotz veränderter Konstellationen im Verhältnis der Geschlechter hat das Stück bis heute nicht an Brisanz verloren: Nora ist und bleibt eine der berühmtesten Frauenfiguren des Welttheaters.

Henrik Ibsen wurde 1828 in Skien/Norwegen geboren. Seine Familie hat deutsche, dänische und schottische Vorfahren. Schon in seiner Kindheit beschäftigt sich der junge Ibsen mit Theater und Malerei. 1844 geht er auf Wunsch seines Vaters bei einem Apotheker in die Lehre. Als 17-jähriger wird er nach einem Verhältnis mit einer Dienstmagd Vater und zu Unterhaltszahlungen verpflichtet. Während der Vorbereitung auf das Abitur entsteht sein erstes Drama «Catalina». 1864 erhält er ein Stipendium des norwegischen Parlaments; Ibsen arbeitet für vier Jahre in Rom. In dieser Zeit vollendet er «Peer Gynt» und pendelt in den Jahren 1867 und 1885 zwischen Rom, Sorrent, Dresden und München und erreicht den Höhepunkt seines Schaffens. Seine Stücke wie «Nora» (1879), «Gespenster» (1881), «Ein Volksfeind» (1882), «Die Wildente» (1884), «Hedda Gabler» (1890) sind auf Europas Bühnen präsent. 1891 kehrt er in seine Heimat Norwegen zurück. Am 23. Mai 1906 stirbt Henrik Ibsen in Oslo; er wird mit einem Staatsbegräbnis geehrt.

Barbara-David Brüesch, geboren in Chur, studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. 2001 Gründung der Zürcher Gruppe HundinHose. Seit 2001 Inszenierungen an verschiedenen Häusern im In- und Ausland. In Deutschland am bat Berlin/Berliner Festwochen, am TiF/Staatsschauspiel Dresden, am Staatstheater Mainz und seit 2005 regelmässig am Staatstheater Stuttgart. In Österreich am Schauspielhaus Graz, sowie mehrfach am Schauspielhaus Wien, in Koproduktionen mit den Wiener Festwochen, den Bregenzer Festspielen und der Ruhrtriennale. In der Schweiz Inszenierungen an der Gessnerallee Zürich, am Theater Neumarkt Zürich, in Bern, St. Gallen, Chur, Luzern, Winterthur sowie für die Schlossoper Haldenstein. Am Theater Kanton Zürich inszenierte Barbara-David Brüesch 2011 Schillers «Kabale und Liebe» und 2012 «Die Möwe» von Anton Tschechow.

Mit:

Katharina von Bock (Frau Linde), Annalisa Derossi (Anne-Marie, Kindermädchen bei den Helmers), Stefan Lahr (Rechtsanwalt Krogstad),
Pit Arne Pietz (Torvald Helmer), Andreas Storm (Dr. Rank), Miriam Wagner (Nora Helmer)

Regie

Barbara-David Brüesch

Bühne

Corinne L. Rusch

Kostüme

Heidi Walter

Musik

Annalisa Derossi

Premiere

27.03.2014

Spieldauer

ca. 2 Stunden. Pause nach dem 2. Akt.

Trailer zum Stück

Pressezitate

«Tolle Inszenierung.» Tages-Anzeiger

«Vor ihr (der Nora von Miriam Wagner) geht man in die Knie.» Der Landbote

«Modern und intensiv.» Thuner Tagblatt

«Als habe Stanley Kubrick Pate gestanden.» Tages-Anzeiger

«Ungeheuer gut.» Der Landbote

«Eine umwerfende Miriam Wagner.» Tages-Anzeiger

«Sexy.» P.S.