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«Kunst»

von Yasmina Reza

Deutsch von Eugen Helmlé

YVAN
Ich hab’ heute an dich gedacht, Serge, wir haben in der Firma fünfhundert Plakate gedruckt von einem Typen, der weisse, völlig weisse Blumen auf weissem Untergrund malt.

SERGE
Der Antrios ist nicht weiss.

YVAN
Nein, nein, natürlich nicht.
Ich sag’ ja nur.

MARC
Findest du, dass das Bild nicht weiss ist, Yvan?

YVAN
Nicht ganz, nein ...

MARC
Ach so. Und was für eine Farbe siehst du? ...

YVAN
Ich sehe Farben ... Ich sehe grau, gelb, Linien, die etwas ins Ockerfarbene changieren...

MARC
Bist du von diesen Farben berührt?

YVAN
Ja ... diese Farben berühren mich.

MARC
Yvan, du hast kein Rückgrat.

Serge hat sich für eine beachtliche Summe ein Gemälde gekauft: ein weisses Bild. An diesem Bild entzündet sich der Streit zwischen drei Freunden, denn Serge begeistert sich für das Gemälde, Marc bekämpft es auf das Heftigste und Yvan will es sich mit keinem von beiden verderben und bezieht keine Stellung. Das Kunstwerk dient als Katalysator, mit dessen Hilfe Yasmina Reza auf psychologisch fein gezeichnete Weise die drei Männer, ihre Gefühle, ihre Befindlichkeit, ihre Freundschaft und ihr gesamtes bisheriges Dasein auf den Prüfstand stellt – eine wortgewandte Komödie über die Halbwertszeit von Freundschaften für ein furio-ses Schauspieler-Trio.«Lachen schützt, entschärft, erleichtert, rettet. Sinn für Humor zu haben, in der erhabenen Bedeutung des Wortes, also nicht nur über Witze zu lachen, sondern über sich selbst lachen zu können, ohne Tabu, und jederzeit von Lachen geschüttelt zu werden – das ist eine beneidenswerte Gabe. Wer sie hat, ist vom Schicksal oder von den Göttern gesegnet. Das Lachen stellt das Vertrauen in uns selbst wieder her, es erhebt uns über die Situation. Das Drama von ‹Kunst› ist ja nicht, dass sich Serge das weisse Bild kauft, sondern dass man mit ihm nicht mehr lachen kann.» Yasmina Reza

Der Regisseur Felix Prader hat 1995 die deutschsprachige Erstaufführung von Yasmina Rezas «Kunst» an der Berliner Schaubühne inszeniert und damit massgeblich zum grossen Erfolg der Autorin auf deutschsprachigen Bühnen beigetragen. Nachdem die Aufführung mehr als zwei Jahrzehnte über tausend Aufführungen auf verschiedenen Bühnen erlebt hatte, konnte das TZ ihn dafür gewinnen, sich 25 Jahre später wieder mit diesem Stück auseinanderzusetzen. Er inszeniert damit zum zweiten Mal nach dem grossen Erfolg von «Der Gott des Gemetzels» ein Stück von Yasmina Reza für das TZ.

Yasmina Reza, 1959 in Paris geboren als Tochter einer ungarischen Violinistin und eines iranischen Ingenieurs, ist Schriftstellerin, Regisseurin, Schauspielerin und die meistgespielte zeitgenössische Dramatikerin. Ihre ersten beiden Stücke wurden mit dem «Prix Molière» ausgezeichnet und ihr drittes, «Kunst», wurde ein Welterfolg und gewann u.a. den «Tony Award». Ende der 90er-Jahre begann sie auch Drehbücher und Romane zu schreiben. Zusammen mit Roman Polanski schrieb sie das Drehbuch zur Verfilmung ihres Stücks «Der Gott des Gemetzels» (2011) und erhielt dafür den französischen Filmpreis «César». Ihre Theaterstücke wurden in über
30 Sprachen übersetzt und weltweit aufgeführt.

Felix Prader, geboren 1952 in Zürich, begann als Regieassistent bei Horst Zankl am Theater am Neumarkt, war dann Assistent von Peter Stein, Klaus Michael Grüber und Robert Wilson an der Berliner Schaubühne, wo er mehrere Male inszeniert hat, u.a. Robert Walsers «Familien-szenen» und 1995 die deutschsprachige Erstaufführung von Yasmina Rezas «Kunst». Darüber hinaus hat er u.a. in Genf, Basel, Bern, Zürich, Düsseldorf, Bochum, Köln, Mainz, in den USA, in Frankreich und in Spanien als freier
Regisseur gearbeitet. Seine Schaubühnen-Inszenierung von Javier Tomeos «Mütter und Söhne» wurde 1991 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Am Theater Kanton Zürich hat er «Die Grönholm-Methode», «Das Ende vom Anfang», «Der Gott des Gemetzels», «Volpone», «Dinner für Spinner», «Der Revisor», «Gift» und zuletzt «Nichts als lauter Liebe» inszeniert.

Mit:

Manuel Herwig (Yvan), Pit Arne Pietz (Serge), Andreas Storm (Marc) 

Regie

Felix Prader

Bühne und Kostüme

Anja Furthmann

Licht

Patrick Hunka

Dramaturgie

Ann-Marie Arioli

Regieassistenz

Katharina Stark

Premiere

03.09.2020

Spieldauer

Ca. 90 Min., keine Pause

Gesellschaftskomödie ab 14 Jahren

Trailer zum Stück